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Samia

Samia

Crying is finished now

Samia sitzt auf ihrem Bett in einem Container im Flüchtlingscamp auf Lesbos. Sie hat uns erwartet, wir waren gestern schon hier. Mussten wieder gehen, weil die Übersetzerin nicht gekommen ist. Heute aber klappt alles. Die Übersetzerin ist da, Samia auch. Aber das ist keine Überraschung, denn Samia verlässt ihren Container fast nie.

Samia kommt aus Somalia. Sie ist Anfang 40. Das haben wir den Unterlagen entnommen, ihr Aussehen deutet auf eine deutlich ältere Frau hin. Als Kind in Somalia erkrankt Samia an Kinderlähmung. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob daher ihre Gehbehinderung kommt. Ein Bein ist fünf Zentimeter kürzer als das andere. Durch die vielen Jahre der fehlenden Hilfsmittel und den weiten Weg, den sie zurückgelegt hat, hat dies Auswirkungen auf ihren gesamten Körper. Es kommen auch Misshandlungen und ein Attentat zur Sprache, aber tiefer geht sie nicht darauf ein.

8.00 morgens, jeden Morgen. Samia steht auf, sie macht sich so gut es geht fertig und wartet darauf, dass eine andere Flüchtlingsfrau kommt, um mit ihr zur Toilette zu gehen. Im Container gibt es kein Badezimmer, nicht mal fließendes Wasser. Gehen kann Samia kaum, wenn dann nur sehr, sehr langsam. Mit einem Rollstuhl im Camp? Das ist so gut wie ausgeschlossen. Alle Wege sind geschottert, Barrierefreiheit gibt es nicht. Ungefähr eine Stunde dauert es, bis sie zurück ist, sagt sie.

11.00 Samia frühstückt spät. Das mache sie absichtlich so, sagt sie uns. Dann könne sie eine Mahlzeit ausfallen lassen und brauche niemanden zu bitten, sich für sie anzustellen. Da gäbe es einfach zu oft Probleme und die Schlange an der Essensausgabe im Camp sei sehr lang. Selbst anstellen kann sie sich nicht.

Was sie danach mache, fragen wir. Nichts, antwortet sie. Aufräumen. Sie habe ein Buch. Manchmal lesen. Manchmal ihren Bruder anrufen. Aber eigentlich: nichts.

16.00 Essenszeit, ein anderer Campbewohner bringt ihr später etwas vorbei. Und danach: nichts, bis zum Schlafengehen um 22.00 Uhr. Manchmal bekommt sie Besuch, dann freut sie sich.

Im Container gibt es nur die Basics. Oder besser gesagt: ein Basic – das Bett. Keinen Schrank, keinen Tisch, aus Holzabfällen hat ihr jemand zwei Hocker gebastelt. Doch alles ist sauber und ordentlich. Auch sie selbst wirkt gepflegt. Hat bunte Tücher um sich geschlungen. Wenige Gegenstände sind an der Containerwand aufgereiht, ihre Kleider auf dem oberen Bett verstaut. Ihre Bettnachbarin ist neu im Camp. Hat sich bei der Ankunft einen komplizierten Bruch zugezogen und musste operiert werden. Sie benutzt jetzt Samias Toilettenstuhl.

Samia versucht so wenig wie möglich zu trinken. Dann muss sie selten zur Toilette. Denn manchmal kann niemand helfen, dorthin zu kommen. Und das ist dann ganz schrecklich, sagt sie.

Seit vier Jahren ist sie in Griechenland und auf Lesbos. Hat Moria miterlebt. Und Kara Tepe, wo die Zustände etwas besser waren. Und jetzt hier das neue Camp am Meer. Hat im Zelt gelebt und in Containern, manchmal sehr beengt, manchmal wie jetzt, nur zu zweit. Vier Jahre von einem Camp ins andere. Als das große Feuer in Moria ausgebrochen sei, habe man sie als letzte gerettet. Und dabei habe sie Glück gehabt, bei kleineren Feuern habe man sie öfter sogar vergessen in ihrem Container. Sie sagt das nicht zynisch, gar nicht. Mehr so, als sei es tatsächlich ein Glück.

Wer denn von den Offiziellen und NGOs nach ihr schaue, fragen wir sie. No Government, no NGO, sagt sie. Nur Fabiola komme immer vorbei, wenn sie Zeit habe. Man spürt, wie eng sie sich Fabiola verbunden fühlt. Sucht immer wieder nach ihrer Hand, während sie spricht.

Samia ist in einem asylrechtlichen Limbo. Ihr erster Antrag auf Asyl wurde vor Jahren abgelehnt. Zu Beginn haben sich noch Anwälte gekümmert. Jetzt nicht mehr. Ein europäisches Land hätte sie mit humanitärem Visum aufnehmen wollen. Auch wegen der schrecklichen Dinge, die ihr auf der Flucht passiert seien, weil sie nicht weglaufen konnte. Aber als man die Unterlagen genauer gelesen habe, habe man den Antrag abgelehnt. Gefahr von baldiger Pflegebedürftigkeit. So, oder so ähnlich. Auch das ist Jahre her.

Wie mag sie den Weg von Somalia hierher geschafft haben? Familie hat sie keine dabei. Und auch sonst niemanden, der ihr besonders verbunden zu sein scheint. Vielleicht sind diejenigen, die ihr geholfen haben, aber längst weitergezogen. Man kann nicht warten, wenn der eigene Antrag entschieden ist. Man darf nicht mal, wenn man es möchte. Die Übersetzerin, selbst Flüchtling im Camp, scheint mit ihr vertraut zu sein. Übersetzt ruhig und leise ins Englische. Übersetzt uns eine der trostlosesten Geschichten, die wir bisher gehört haben.

Fabiola, Gründerin von Earth Medicine, die von Space-Eye unterstützt wird, gibt auch hier nicht auf. Immer wieder schmiedet sie Pläne. Gerade hat sie Spenden für Gehhilfen gesammelt. Aber dafür muss Samia nach Athen, auf der Insel kann sie niemand vermessen. Aber Samia darf das Lager und die Insel nicht einfach verlassen. Oder vielleicht verlassen, aber dann nicht zurückkommen und was dann? Ohne Entscheidung, ohne Unterkunft, ohne Versorgung. Und illegal auf dem Festland. Fabiola verspricht, sich um eine Sondergenehmigung zu kümmern.

Ob sie etwas froh mache, fragen wir. Im Camp? Fragt sie zurück, als wenn es auch ein anderes Leben für sie gäbe. Im Camp macht mich Fabiola froh. Und dass ich mich doch ganz gut alleine versorgen kann, sagt sie.

Die ersten Jahre habe sie viel geweint, sagt Samia. Nur im Bett gelegen und geweint. Aber „Crying is finished now!“, sagt sie. Du musst Dich entscheiden, ob Du traurig, wütend oder hoffnungsvoll sein willst. Und dann musst Du es auch zeigen. Wie zur Bestätigung hat sie eine Mütze aus einer Kleiderspende auf dem Kopf. Smile.

Mehr über das Thema Flucht und Somalia erfahren?https://www.ted.com/talks/benedetta_berti_and_evelien_borgman_what_does_it_mean_to_be_a_refugee_jan_2018

https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2011-4/somalia-flucht-und-furcht-ohne-ende

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Ich sehe mich als Wegweiser!

Ich sehe mich als Wegweiser!

Wir treffen Lara auf Lesbos. Ein kurzer Flug von Samos und dem Housing-Projekt entfernt. Oder fünf Stunden Fähre. Nah. Und weiterhin nah an der türkischen Küste, an der schmalsten Stelle vielleicht sieben Kilometer davon entfernt. Samos ist noch näher. Nur 1,5 km an der schmalsten Stelle. Doch Lesbos ist die Insel, auf der seit vielen, vielen Jahren die meisten Flüchtlinge ankommen. Mit dem Boot aus der Türkei. Und nicht, weil die Menschen es wollen. Sondern, weil die Schlepper es so umsetzen.

Lara ist zum dritten Mal hier im Einsatz. Sie ist als Freiwillige Teil des Teams von Earth Medicine Physical Rehabilitation, das Partner von Space-Eye Hellas ist und seit mehr als zwei Jahren finanziell unterstützt wird. Lara weiß, was sie tut, sie ist Physiotherapeutin. „Es hilft den Menschen nichts, wenn sie in Watte gepackt werden. Alle, die zu uns kommen, haben massive körperliche und vorwiegend seelische Probleme. Wenn ich ihnen helfen will, braucht es viel Einfühlungsvermögen, aber auch die Einsicht der Einzelnen, dass sie nur dann Linderung erfahren, wenn sie sich selbst reinhängen. Selbstheilung kommt auch von Pushen!“ Viele sind jahrelang unterwegs gewesen, haben auch körperlich schreckliche Dinge im Heimatland und auf der Flucht erlebt. „Ich muss nicht alles wissen über die Geschichten der Menschen, manchmal ist es sogar besser, ich weiß es nicht, denn das würde mich irgendwie hemmen, denke ich.“

Lara ist fröhlich, ihre Energie ist ansteckend, es ist schön, in ihrer Nähe zu sein. Und das sehen die Menschen im Camp auch so. Obwohl viele mehrmals pro Woche zu ihr kommen in den kleinen Container auf einem Hügel im Camp, begrüßen sie sie, als hätten sich liebgewonnene Menschen ewig nicht gesehen. Doch ihre Behandlungen sind keine Wellness-Massage. Für viele sind sie dennoch die Chance, Verletzungen der Flucht, Einschränkungen durch schlechte Behandlung und Folter und auch Behinderungen in den Griff zu bekommen. In der letzten Zeit kommen immer mehr Menschen mit Knochenbrüchen, sagt sie. Die sie sich wahrscheinlich bei der Ankunft auf Lesbos zugezogen haben. Weil sie nachts kopflos vor Angst über Felsen gestolpert sind. Aus Angst, aufgegriffen zu werden und dorthin zurückgebracht zu werden, woher sie gekommen sind. In die Türkei. Und leider ist dies keine unbegründete Angst, sondern alltäglich.

Lara ist es besonders wichtig, die Menschen in die Lage zu versetzen, alleine weitermachen zu können. „Ich sehe mich als Wegweiser“, sagt sie. Als jemand, der vielleicht nur kurzfristig im Einsatz mit dem Einzelnen sein kann. Um langfristig Wirkung erzielen zu können. Damit die Menschen von ihr und der Zeit mit ihr unabhängig zu sind. Denn wie überall in Griechenland: die Menschen wollen weiter. Das Camp ist eine Durchgangsstation, die irgendwann und meist sehr plötzlich endet. Eine, die lange dauern kann. Monate immer, Jahre manchmal und zu oft.

In dem kleinen Behandlungsraum im Container, gerade mal 3 x 3 Meter groß, ist sie manchmal mit drei Menschen gleichzeitig. Zwei trainieren auf dem Boden, einer liegt auf der Behandlungsliege. Aber so ist das eben hier im Camp, wo Menschen in Containern und Zelten leben und Privatsphäre ein unerreichbarer Luxus ist. Auch in einer individuellen Behandlung.

Lara begrüßt ihren nächsten Patienten, fröhlich und herzlich. Naiv? Nein, naiv ist sie nicht. Sie sieht alles, was um sie herum passiert. Oft ist sie fassungslos. Sie hält Röntgenbilder hoch, die eindeutig zeigen, dass eine Operation hastig, vielleicht ohne Sorgfalt durchgeführt wurde. Und für die Betroffene massive Probleme und Ängste mit sich bringt. Sie kann erahnen, was Menschen an Schmerzen und Leid durchgemacht haben und immer noch durchmachen. Sie ist nicht naiv. Sie ist professionell und rigoros emphatisch.

Nur wenige Flüchtlinge treffen eine Lara auf ihrem harten Weg. Doch die, die sie getroffen haben, werden es nie vergessen. So viel steht fest. Und das ist der Antrieb für Lara, immer wiederzukommen.

Mehr zum Hintergrund an der europäischen Außengrenze?

https://www.youtube.com/watch?v=gb4gA3Rqgt4

https://www.youtube.com/watch?v=0yqAW_c7OmE&t=24s

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Sopran

Sopran

Das Wichtigste ist, dass die Kinder gesund sind!

Wir suchen den Container von Soprans Familie. Das ist gar nicht so einfach, denn alle Gänge sehen sich ähnlich. Die Container sind gleich, unterscheiden sich nur von dem, was davor steht. Und es gibt viele Container. Und auch immer noch Zelte – kleine für eher eine Familie und die riesigen für die allein reisenden Männer. Wie viele werden in ein Zelt passen? 60, 70? Das Camp ist direkt am Meer und obwohl es frühlingshaft ist, weht ein kalter, kräftiger Wind über die Unterkünfte. Wer hier lebt, weiß noch nicht, wie der Asylantrag ausgehen wird. Alle hier leben im großen Warten.

Sopran ist fünf Jahre alt, bald wird er sechs. Wir besuchen ihn und seine Familie in ihrem Container. Die Mutter ist Wäsche waschen gegangen, das kann dauern, sagt der Vater. Er ist mit seinen drei Söhnen im Container, hat uns erwartet. Hat quietsche-süße Karamellbonbons auf einem kleinen Kocher gemacht und uns Tee gekocht. Das gehört eigentlich nicht hierein, sagt er. Im Container gibt es nichts als die Betten. Kein Bad, kein fließendes Wasser, keine Kochgelegenheit. Man muss sich zu helfen wissen, sagt er. Sie haben Glück gehabt mit dem Container. Die sind viel besser als die Zelte, sagt er. Und es gibt Strom. Die Fugen der Wände hat er mit Klebeband geschützt. Gegen den Regen? Nein, gegen kleine Insekten, die sind eine Plage. Obwohl täglich der Müll geleert wird und das eine solche Verbesserung gegenüber früheren Camps ist.

Es ist sehr aufgeräumt in Soprans Container. Die Kinder sitzen auf dem Boden und essen ihr Frühstück. Sie sind leise und konzentriert, die Großen ziehen sich wortlos an, machen sich auf den Weg in die Schule. Sie werden abgeholt von einem Bus. Sie haben Glück, sagt der Vater, dass sie mitgenommen werden und die Schule sie aufgenommen hat. Nicht viele Kinder haben dieses Glück. Und sie können schon ein wenig Griechisch. Aber es ist egal, ob sie alles verstehen. Schule ist wichtig, sagt der Vater. Schule bringt Zukunft.

Seit seiner Geburt hat Sopran Probleme mit Beinen und Armen. Er war Zwilling, wie seine beiden älteren Brüder. Doch sein Zwillingsbruder hat die Schwangerschaft nicht überlebt. Sopran geht in den Kindergarten im Camp. Aber er geht nicht gerne dorthin. Versteht sich nicht so gut mit den anderen. Er ist anders. Die Beine sind spindeldürr, die Muskeln haben sich nicht entwickelt. Als Fabiola und ihr Team ihn kennenlernen, geht er nur auf der Außenkante seiner Füße, die Knochen sind deformiert, die Knie in Mitleidenschaft gezogen. Seine Hände bewegte er damals wenig. Sopran hat ein gutes Herz, sagt sein Vater. Er ist ein schlauer Junge.

Seit zwei Jahren ist die Familie unterwegs. Der Vater hat ihn von Afghanistan über den Iran und die Türkei bis hierin nach Lesbos getragen. Einen Rucksack auf dem Rücken, den Jungen auf den Schultern. Seine Frau hatte auch einen Rucksack und an jeder Hand einen der beiden Zwillinge.

Heute ist vieles anders. Sopran war in den vergangenen Monaten an jedem Tag bei der Therapie. So klein er ist, so sehr hat er verstanden, dass es ihm hilft zu trainieren. Lara, die Physiotherapeutin, die mehrere Monate hier ist und zu der er eine besondere Verbindung hat, hat eine Spende aus Deutschland besorgt. Bald wird er Schienen bekommen, die seine Beine stützen. Dann wird er besser laufen können. Und langfristig weniger Probleme haben, sagt Fabiola. Sopran hat auch nicht gegessen, als sie ihn zum ersten Mal im Projekt sahen. Alles hängt irgendwie zusammen, sagt Fabiola. Aber auch das ist jetzt, nach einer Behandlung mit Vitaminen und Eisen, besser.

Der Vater hat ein Friseurgeschäft im Camp eröffnet. Er war in Afghanistan 20 Jahre lang Friseur. Es gibt noch drei andere Friseure im Camp, aber seine kleine Baracke ist beliebt, liegt an der „Hauptstraße“. Er öffnet jeden Tag, nur wenn es regnet, dann nicht. Dann geht niemand raus, der es nicht muss, alles ist dann überschwemmt. Wer ihn bezahlen kann für einen Haarschnitt, der bezahlt, sagt er. Wer kein Geld hat, bezahlt eben nicht. So ist das hier.

Der Vater freut sich über unser Interesse an seiner Familie, bedankt sich immer wieder bei Fabiola und Lara, dass sie Sopran helfen. Sagt, sie freuen sich alle auf die neuen Schienen. Auch wenn Sopran erst mal üben muss, damit zu gehen. Das wird nicht leicht, aber das schafft Sopran schon, sagt er, mit Eurer Hilfe. Was er sich wünsche für die Zukunft, fragen wir ihn. „Nur, dass die Kinder gesund sind. Das ist das Wichtigste. Alles andere schaffen wir schon.“

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Es sind immer Menschen, die Dich retten – aber vor allem: Du bist es selbst!

Foto: Thomas Ratjen

„Warum bist Du zu uns gekommen?“ „Ich habe Herzprobleme.“ „Du hast Herzprobleme? Warst Du damit bei einem Arzt?“ „Ja, er sagt, ich hätte keine Herzprobleme. Und er hat mir Schmerzmittel gegeben.“

Fabiola und ihr Farsi-Übersetzer, selbst ein Flüchtling im Camp, sind mit Amira, einer jungen afghanischen Frau im Behandlungsraum im Container von Earth Medicine. Im Flüchtlingscamp auf Lesbos. Auf der griechischen Insel, auf der seit 2015 Hunderttausende Flüchtlinge über die gefährliche, wenn auch eigentlich kurze Route, über das Meer aus der Türkei gekommen sind. So auch Amira. Und jeder Einzelne im Camp, egal, ob jung oder alt. Egal, ob körperlich fit oder schon vor der Flucht beeinträchtigt.

Wir wissen nicht, ob Amira es beim ersten Mal geschafft hat. Oder ob sie es öfter versuchen musste, weil sie einen oder mehrere Pushbacks erlebt hat. Wir wissen nicht, was sie in Afghanistan und auf der Flucht erlebt hat. Was wir aber wissen ist, dass sie heute hier sitzt und es ihr schwerfällt, über sich zu sprechen. Auf viele von Fabiolas Fragen weiß sie nicht, was sie antworten soll. Auch als der männliche Übersetzer hinausgeschickt wird und sie es mit Online-Übersetzer und Bildern an der Wand versuchen, blickt sie sich immer wieder um, als suche sie ein Schlupfloch, um der Situation zu entkommen. „Viele Menschen haben den Kontakt zu sich selbst und ihrem Körper verloren“, sagt Fabiola, „das ist eine Art Schutzmechanismus“.

Fabiola braucht aber viele Informationen, um verstehen zu können, wie Hilfe von ihrem Team aussehen kann. Sie ist stolz darauf, ein Team zu haben, das aus verschiedenen Perspektiven auf das Individuum schaut. Man nennt es auch ganzheitlich. Und das, wenn immer möglich, langfristig betreut. Denn was ist schon langfristig an einem Durchgangsort? Manchmal Wochen, manchmal zwei Jahre, wenn der Asylprozess schlecht für den Einzelnen läuft, auch mal mehr. Oft ist der Ausgangspunkt eine medizinische Diagnose, manchmal unter Zeitdruck erstellt und von irgendwo her. Und eben das ausführliche Aufnahmegespräch mit Fabiola.

Fabiola ist einfühlsam, aber nicht immer geduldig. Zu viele Menschen warten auf ihre Unterstützung. Und das sagt sie den Menschen auch. Um gleich von Anfang an deutlich zu machen: Wir wollen Dein Bestes, aber Du musst es auch wollen! Und vor allem: Du musst es in die Hand nehmen! Übungen aus der Physiotherapie auch ohne uns machen. Verstehen, was Dir hilft. Gewohnheiten ändern. Vereinbarungen einhalten. „Sonst wird es nichts“, sagt Fabiola kristallklar.

Viele Frauen trinken viel zu wenig. Manchmal nur 1–2 Gläser Wasser am Tag. Auch wenn die Sanitäranlagen viel sauberer sind als in früheren Camps, tun sie alles, um den Gang dorthin zu vermeiden. „Dein Körper braucht Flüssigkeit! Es geht nicht darum, dass ich das Wasser mag oder es besonders genieße. Ich trinke, weil mein Körper sonst nicht funktionieren kann – und Deiner auch nicht“, erklärt Fabiola Amira. Amira schaut, als habe sie nie darüber nachgedacht.

„Wie lange schläfst Du nachts?“ Amira überlegt. „Ein, zwei Stunden, dann bin ich wieder wach.“ „Was hält Dich wach?“ „Ich habe Angst vor den Alpträumen. Denn ich weiß, dass sie kommen werden.“

Seit acht Jahren ist Fabiola hier. Sie liebt, was sie tut, gibt sich mit den Verhältnissen nicht zufrieden. Ist von einem Camp zum anderen weiter gezogen, mit der von ihr gegründeten NGO: von Moria, das viele von uns als Schreckenslager aus den Medien kennen, über Kara Tepe, in dem früher besonders zu schützende Menschen untergebracht wurden bis hierhin in das „neue“ Camp am Meer. Und es wird sicher nicht die letzte Station auf Lesbos sein. Immer wieder hat es Schließungen und neue Camps gegen. Ein neues wartet bereits auf seine Eröffnung.

Über Fabiola gibt es einige Dokumentationen, Filme, Artikel. Kaum jemand ist so lange hier, die meisten als Volunteers  sogar nur ein paar Wochen. „Das ist ein großes Problem“, sagt Fabiola, „wie sollen Menschen optimal unterstützt werden, wenn es gar keine Stabilität gibt, wenn jede Organisation x-mal im Jahr wieder anfangen muss, Kontakte mit Behörden aufzunehmen, Netzwerke zu knüpfen. Dafür habe ich keine Zeit, es sind viel zu viele Schicksale, die wir begleiten müssen. Viel zu viele. Wir haben keine Zeit zu verschenken, denn wir stehlen sie den Menschen, die uns brauchen und denen sonst unsere Art der Unterstützung niemand zukommen lässt!“ Aber Menschen, die länger bleiben könnten, müssten bezahlt werden können. Und das ist schwierig in NGOs. Fabiolas Team wird von Space-Eye unterstützt und ist glücklich über die Verbindung.

Mit Fabiola zusammen zu sein, ist ein besonderes Erlebnis. Sie ist energiegeladen, voller Tatendrang, behält den Überblick und den Blick für Bedürfnisse der einzelnen Menschen. Sie scheint überall gleichzeitig zu sein. Dabei aber nicht gestresst oder hektisch, sondern einfach nur hoch konzentriert. Und sie scheint nie aufzugeben. Egal, ob es um bürokratische Prozesse oder die Behandlung einer Patientin geht. Fabiola ist kämpferisch. Und erfinderisch. Zum Wohl derjenigen, um die sich sonst niemand kümmert. Denn Menschen mit Behinderungen oder Verletzungen sind schlecht dran auf der Flucht. Und auch im Camp ist Barrierefreiheit ein Fremdwort.

„Natürlich musst Du als Einzelner auch wollen, dass man Dir hilft. Und es sind Menschen wie wir, die hier benötigt werden, um Dinge voranzutreiben und Linderung von grenzenlosem Leid zu schaffen.“ Was kann dies für ein Leid sein? Oft ist es nicht völlig offengelegt, ergibt sich aus dem Herkunftsland. Oder aus der besonderen Situation einer Minderheit im Land und auf der Flucht. Aus einer Behinderung, aus Foltermalen und Gewalt, die Menschen auf allen Stationen erlitten haben können. Menschenrechte und Sicherheit, davon können viele träumen. Oder haben sogar das aufgegeben.

„Niemand von Euch sollte hier sein“, sagt Fabiola zu den Bewohnern des Camps, die um sie herum auf die Behandlung warten. Und sie meint damit, dass alle das Recht auf ein Leben in Frieden haben sollten. In dem Menschenrechte nicht infrage gestellt sind. In dem individuelle Unterstützung auch bei körperlichen Leiden eine Selbstverständlichkeit ist. In dem man die eigene Familie um sich hat und nicht auch noch um deren Leben fürchten muss.

Fabiola wird dies nicht ändern können. Aber mit Earth Medicine, das sie gegründet hat, trägt sie und ihr Team enorm dazu bei, dass zumindest die Leiden der Schwächsten im Camp gelindert werden. Natürlich muss auch sie eine Priorisierung treffen, es sind hunderte Menschen im Camp, wahrscheinlich über tausend. Sie hat einen kleinen Behandlungscontainer und ein paar Räume in der Stadt. Ein kleines Kernteam und ansonsten Freiwillige, die Expertinnen in dem sind, was sie anbieten. Das geht von Physiotherapie, bis Traumabehandlung und Homöopathie. Wenn immer es geht, ist jemand dabei, der Akupunktur beherrscht. Auch das muss Fabiola organisieren, denn die Helfer kommen aus der ganzen Welt und müssen binnen Stunden ins Team eingeführt sein. Und das klappt, weil alle wissen, warum sie hier sind. Um Leid zu lindern. Um Menschen so fit zu machen, dass sie die nächsten Schritte, im wörtlichen und übertragenen Sinn, gehen können. Denn hierbleiben wird niemand. Und das würde auch niemand wollen.

Über Fabiola und Earth Medicine gibt es einige Dokumentationen auf YouTube und auch der Webseite von Space-Eye und Earth Medicine Physical Rehabilitation. Deshalb hier nur eine kleine Auswahl:

https://m.youtube.com/watch?v=VrrujENLvwM
https://www.youtube.com/watch?v=dknRwYYHOAU

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Ich werde niemals vergessen, was ich im Camp erlebt habe

Ich werde niemals vergessen, was ich im Camp erlebt habe

„Ich habe meine Familie seit 12 Jahren nicht mehr gesehen!“ Yousef wirkt außer sich, seine Augen wandern herum, er sagt, sein Kopf funktioniere nicht mehr und er habe seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen. Morgens um 6 sei er an der Uferpromenade im Wind herumgetigert, er finde einfach keine Ruhe.

Wir können uns sicher nur teilweise vorstellen, was Yousef in den vergangenen 12 Jahren erlebt haben muss, seit er als Teenager Syrien verlassen hat – gerade mal mit 12 Jahren – ohne Familie, allein und ohne zu wissen, wo der Weg ihn hinführen wird. Oder besser gesagt: die Schmuggler, in deren Hände er sein Leben gegeben haben muss. Denn legale Einreisemöglichkeiten nach Europa gibt es kaum, und alle Menschen, die wir auf den griechischen Inseln treffen, haben hiervon keinen Gebrauch machen können, alle sind mit dem Boot über das Meer aus der Türkei gekommen.

Trotzdem stellt sich uns die Frage: Was bringt ihn jetzt, in diesem Moment, so aus dem Gleichgewicht? Sicher die falsche Frage für Menschen, die die Kontrolle über ihr Leben lange verloren haben. Gerade deshalb sind es jedoch oft die kleinen Anlässe, oder besser gesagt, für unsere Leben kleine Anlässe, die das gesamte System ins Wanken bringen. In Yousefs Fall ist es, dass sein Handy heruntergefallen und das Display so gebrochen ist, dass er es nicht mehr nutzen kann. Er sagt, er sei schuld daran, einzig und allein seine Schuld sei es, dass dies passiert sei.

55 Euro koste die Reparatur in einer NGO, die auch ein Repair-Café betreibt. Er zeigt uns den Inhalt seiner Taschen: 10,20 Euro. Und wir erinnern uns: Finanzielle oder eine andere Art von Unterstützung gibt es von der griechischen Regierung für anerkannte Flüchtlinge nicht. Arbeiten dürften sie – aber wo auf einer Insel wie Samos?

Das perfide ist: Yousef ist nicht nur nach vielen Jahre der Flucht, Ablehnung, des Wartens anerkannt worden, sondern er hatte tatsächlich schon einen Job. Einen bezahlten Job. Zwei Stunden von Athen entfernt, sagt er, auf einer Orangenplantage. Und: Es gab dort sogar eine Unterkunft für ihn. Doch die Behörden schickten ihn zurück nach Samos. Er müsse dort warten, bis sich seine Anerkennung auch in gültige Papiere umsetze, die er dort abholen müsse. So lange dürfe er nicht weiter, nicht runter von der Insel. Und Yousef wartet wieder …

Doch zurück zum zerstörten Handy. Yousef ist untröstlich, das Handy, sagt er, sei die einzige Möglichkeit, Kontakt mit seiner Familie zu halten. Seine kleine Schwester können sich sicher gar nicht mehr an ihn erinnern. Sie kennt ihn nur von verwackelten Skype-Telefonaten. Und auch die würde es jetzt nicht mehr geben. Immer wieder wiederholt er in gebrochenem Englisch: „Ich habe meine Familie seit 12 Jahren nicht mehr gesehen!“

Das Housing-Projekt von Space-Eye Hellas auf Samos hat einen klaren Fokus: Unterbringung und Versorgung mit dem Nötigsten. Und trotzdem sucht Uschi Wohlgefahrt auch für Dinge, die nicht in den engen Fokus passen, eine Lösung. Und im Fall von Yousefs Handy findet sie auch eine. Wir bringen das Handy gemeinsam weg. Er wirkt beruhigter. In zwei Tagen bekommt er es zurück. Er lächelt, steigt aus dem Auto aus und verschwindet in den kleinen Straßen der Hauptstadt. Er ist in der Männer-WG des Projektes mit anderen fünf Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern untergekommen. Jeweils zu dritt schlafen sie in einem Zimmer.

Tage später treffen wir ihn wieder. Mit dem reparierten Handy in der einen und dem griechischen Reisepass für Flüchtlinge in der anderen Hand! Er lächelt triumphierend. Sagt, er hätte die Fähre nach Athen bereits für den nächsten Tag gebucht. Die Plantage nimmt ihn trotz monatelanger Verzögerung wieder auf.

Als einer der wenigen anerkannten Flüchtlinge will Yousef Griechenland gar nicht verlassen. Die meisten wollen weiter, egal, ob das neue Probleme bedeutet oder nicht. Weil sie Familie in anderen Mitgliedsstaaten der EU haben. Weil Griechenland ihnen das Leben allzu schwer gemacht hat. Weil sie die Flucht hinter sich lassen und der immerwährenden Hoffnung auf den endgültig letzten Schritt in ein neues Leben näherkommen wollen.

Yousef will bleiben, sieht eine Zukunft für sich in Griechenland. Auch wenn wir aus Berichten von Menschenrechtsorganisationen wissen, dass Arbeiten in Griechenland für Flüchtlinge ein großes Problem ist. Das Land hat die Finanzkrise nie wirklich überwunden, oft arbeiten Flüchtlinge illegal, für legale, langfristige Integration in den Arbeitsmarkt gibt es kaum Programm oder Unterstützung, dafür enorme Hürden. Und Hürden können Flüchtlinge nach allem, was sie durchgemacht haben, keine mehr ertragen. Deshalb lassen sie sich häufig auf dubiose Angebote ein. Wir wünschen uns so sehr, dass Yousef es anders antrifft.

Und als wir einen Abschiedskaffee zusammen trinken, wird er doch noch schwermütig. Bedankt sich für alles, was Uschi für ihn getan hat, sagt, das sei sein Anker gewesen, um nicht ganz unterzugehen. Sagt, er habe seine Familie 12 Jahre nicht mehr gesehen.

Und ohne näher darauf einzugehen, murmelt er immer wieder: „Ich werde niemals vergessen, was ich im Camp auf Samos erlebt habe. Niemals.“

Belgien ist ein gutes Land, um ein Kind zur Welt zu bringen

Belgien ist ein gutes Land, um ein Kind zur Welt zu bringen

Asmaa ist eine junge Frau, eine sehr junge Frau sogar – sie ist nicht mal 20 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie – Ehemann, Sohn mit zwei Jahren und Tochter, acht Monate – von Uschi Wohlgefahrt Braun ins Housing-Projekt aufgenommen wird. Es ist ein Samstagabend, als Uschi, Gründerin von Space-Eye-Hellas, einen Anruf erhält: Zwei Erwachsene mit zwei Babys stünden auf einer Verkehrsinsel auf Samos Stadt und wirkten völlig orientierungslos.
Es ist also ein Samstagabend im Oktober und es ist nicht sehr warm. Die Familie, die aus dem Gaza-Streifen geflohen ist, hat einen positiven Entscheid zum Asylantrag bekommen. Wie viele Flüchtlinge aus Palästina mussten sie zum Glück nicht lange auf diese Entscheidung warten, nur ein paar Monate im Camp. Aber nun heißt es, auf die Papiere warten. Und das außerhalb des Camps.
Uschi fährt zur Verkehrsinsel und findet die Situation, wie vom Anrufer beschrieben. Der Vater sagt, er könne eine Wohnung bezahlen, er könne nur keine finden. Das Camp hätten sie verlassen müssen, denn sie seien jetzt ja anerkannte Flüchtlinge und sie könnten dorthin auch nicht zurück. Seitdem leben sie in einer Unterkunft von Space-Eye-Hellas auf Samos und erhalten Unterstützung zum Lebensunterhalt. Denn, ob sie sich wirklich selbst versorgen können, bezweifelt Uschi, nachdem sie sie näher kennengelernt hat.
Asmaa ist schwanger, das dritte Mal. Sie freut sich sehr auf das Baby, erzählt von den ersten beiden Schwangerschaften und dass sie gut verlaufen seien. Sie spielt mit den Kindern auf dem Boden des kleinen, einfachen Hauses, das ein Zimmer, eine Küche, ein Bad hat. Sie wirkt selbst wie ein junges Mädchen, wie sie so zierlich neben den beiden Kleinkindern sitzt und ihnen leise Sätze zuflüstert. Ihr Sohn lacht, er freut sich, dass Besuch gekommen ist, möchte am liebsten vor Energie platzen. Die Tochter wirkt sehr klein für ihre mittlerweile zehn Monate, große Augen im kleinen Gesichtchen.
Im Gaza-Streifen hätte es keine Zukunft gegeben. Sie sagt, sie hätten gewartet, bis die Kleine eine Chance auf Überleben auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer gehabt hätte und seien dann sofort los. Bomben und Schüsse, sagt sie, Tag und Nacht.
Für uns in der westlichen Welt ist es schwierig, den Überblick über den Konflikt im Gaza-Streifen zu behalten. Was wir vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) wissen, ist, dass Menschen, die im Gaza-Streifen und im Westjordanland leben, werden trotz ihrer Zugehörigkeit zu den Palästinensischen Autonomiegebieten bis heute als Flüchtlinge geführt werden und zumeist faktisch staatenlos sind. Im Unterschied zu Flüchtlingen in anderen Konflikten vererbt sich bei Palästinensern der Flüchtlingsstatus über Generationen. Sehr viele Menschen sind in den vergangenen Jahrzehnten geflohen, vorwiegend in die Nachbarländer, aber auch nach Europa.
Wie viele Flüchtlinge ist Asmaa, wann immer möglich, in Kontakt mit der Familie in der früheren Heimat. Sie bekommt eine Sprachnachricht nach der anderen Informationen über die Situation vor Ort. Sie wirkt nervös, wie sie immer wieder zum Handy greift und die Nachrichten abhört. So, als sei sie nach wie vor dem Grauen direkt ausgesetzt.
Das Wetter ist mild, es ist ein schöner Samstag, als wir sie besuchen. Ob wir spazieren gehen, wollten mit den Kindern, fragen wir sie. Sie sagt, sie verlasse das Haus nur, wenn es nicht anders ginge. Wohin soll sie auch, sagt sie, sie sei hier in Sicherheit und draußen kenne sie niemanden.
Wie es für sie weitergehen solle, nach dem Warten auf die Ausweise, die das Verlassen der Insel ermöglichen. Sie antwortet, sie habe ein klares Ziel: Belgien! Warum Belgien, fragen wir, ob sie dort Verwandte oder Freunde hätte? Nein, das hier sei jetzt ihre einzige Familie, antwortet sie und zeigt auf die Kinder und ihren Mann. Aber Belgien, hätte sie von anderen Flüchtlingen gehört, sei ein gutes Land, um ein Kind zur Welt zu bringen und großzuziehen. Inshallah, sagt sie.
Eines Tages ist sie abgereist, mit der ganzen Familie. Viel Glück im neuen Leben, Aasma!