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Das Wichtigste ist, dass die Kinder gesund sind!

Wir suchen den Container von Soprans Familie. Das ist gar nicht so einfach, denn alle Gänge sehen sich ähnlich. Die Container sind gleich, unterscheiden sich nur von dem, was davor steht. Und es gibt viele Container. Und auch immer noch Zelte – kleine für eher eine Familie und die riesigen für die allein reisenden Männer. Wie viele werden in ein Zelt passen? 60, 70? Das Camp ist direkt am Meer und obwohl es frühlingshaft ist, weht ein kalter, kräftiger Wind über die Unterkünfte. Wer hier lebt, weiß noch nicht, wie der Asylantrag ausgehen wird. Alle hier leben im großen Warten.

Sopran ist fünf Jahre alt, bald wird er sechs. Wir besuchen ihn und seine Familie in ihrem Container. Die Mutter ist Wäsche waschen gegangen, das kann dauern, sagt der Vater. Er ist mit seinen drei Söhnen im Container, hat uns erwartet. Hat quietsche-süße Karamellbonbons auf einem kleinen Kocher gemacht und uns Tee gekocht. Das gehört eigentlich nicht hierein, sagt er. Im Container gibt es nichts als die Betten. Kein Bad, kein fließendes Wasser, keine Kochgelegenheit. Man muss sich zu helfen wissen, sagt er. Sie haben Glück gehabt mit dem Container. Die sind viel besser als die Zelte, sagt er. Und es gibt Strom. Die Fugen der Wände hat er mit Klebeband geschützt. Gegen den Regen? Nein, gegen kleine Insekten, die sind eine Plage. Obwohl täglich der Müll geleert wird und das eine solche Verbesserung gegenüber früheren Camps ist.

Es ist sehr aufgeräumt in Soprans Container. Die Kinder sitzen auf dem Boden und essen ihr Frühstück. Sie sind leise und konzentriert, die Großen ziehen sich wortlos an, machen sich auf den Weg in die Schule. Sie werden abgeholt von einem Bus. Sie haben Glück, sagt der Vater, dass sie mitgenommen werden und die Schule sie aufgenommen hat. Nicht viele Kinder haben dieses Glück. Und sie können schon ein wenig Griechisch. Aber es ist egal, ob sie alles verstehen. Schule ist wichtig, sagt der Vater. Schule bringt Zukunft.

Seit seiner Geburt hat Sopran Probleme mit Beinen und Armen. Er war Zwilling, wie seine beiden älteren Brüder. Doch sein Zwillingsbruder hat die Schwangerschaft nicht überlebt. Sopran geht in den Kindergarten im Camp. Aber er geht nicht gerne dorthin. Versteht sich nicht so gut mit den anderen. Er ist anders. Die Beine sind spindeldürr, die Muskeln haben sich nicht entwickelt. Als Fabiola und ihr Team ihn kennenlernen, geht er nur auf der Außenkante seiner Füße, die Knochen sind deformiert, die Knie in Mitleidenschaft gezogen. Seine Hände bewegte er damals wenig. Sopran hat ein gutes Herz, sagt sein Vater. Er ist ein schlauer Junge.

Seit zwei Jahren ist die Familie unterwegs. Der Vater hat ihn von Afghanistan über den Iran und die Türkei bis hierin nach Lesbos getragen. Einen Rucksack auf dem Rücken, den Jungen auf den Schultern. Seine Frau hatte auch einen Rucksack und an jeder Hand einen der beiden Zwillinge.

Heute ist vieles anders. Sopran war in den vergangenen Monaten an jedem Tag bei der Therapie. So klein er ist, so sehr hat er verstanden, dass es ihm hilft zu trainieren. Lara, die Physiotherapeutin, die mehrere Monate hier ist und zu der er eine besondere Verbindung hat, hat eine Spende aus Deutschland besorgt. Bald wird er Schienen bekommen, die seine Beine stützen. Dann wird er besser laufen können. Und langfristig weniger Probleme haben, sagt Fabiola. Sopran hat auch nicht gegessen, als sie ihn zum ersten Mal im Projekt sahen. Alles hängt irgendwie zusammen, sagt Fabiola. Aber auch das ist jetzt, nach einer Behandlung mit Vitaminen und Eisen, besser.

Der Vater hat ein Friseurgeschäft im Camp eröffnet. Er war in Afghanistan 20 Jahre lang Friseur. Es gibt noch drei andere Friseure im Camp, aber seine kleine Baracke ist beliebt, liegt an der „Hauptstraße“. Er öffnet jeden Tag, nur wenn es regnet, dann nicht. Dann geht niemand raus, der es nicht muss, alles ist dann überschwemmt. Wer ihn bezahlen kann für einen Haarschnitt, der bezahlt, sagt er. Wer kein Geld hat, bezahlt eben nicht. So ist das hier.

Der Vater freut sich über unser Interesse an seiner Familie, bedankt sich immer wieder bei Fabiola und Lara, dass sie Sopran helfen. Sagt, sie freuen sich alle auf die neuen Schienen. Auch wenn Sopran erst mal üben muss, damit zu gehen. Das wird nicht leicht, aber das schafft Sopran schon, sagt er, mit Eurer Hilfe. Was er sich wünsche für die Zukunft, fragen wir ihn. „Nur, dass die Kinder gesund sind. Das ist das Wichtigste. Alles andere schaffen wir schon.“

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