Ashtar findet keine Ruhe
Ashtar ist keine junge Frau mehr. Sie blickt auf 53 Jahre zurück. Und auf viele schlimme Ereignisse in ihrem Leben. Ereignisse, die sie einfach nicht zur Ruhe kommen lassen. Denn Ashtar hat gelernt: Sie gehört nirgends hin und ist immer auf der Flucht. Vor Gewalt, vor Hunger, vor der Angst, dass alles noch schlimmer werden könnte.
Ashtar ist Sunnitin. Sie kommt aus dem Irak, wächst in Bagdad auf. Mit 17 Jahren wird sie verheiratet, mit 18 stirbt ihr erstes Kind. Sie wird weitere Kinder haben, bekommt in den darauffolgenden Jahren zwei. Sie lebt mit ihrem Ehemann zusammen, bis er 1990 in den Wirren des Golfkriegs verschwindet. Verschollen heißt es. Näheres weiß sie nicht, hat nie wieder etwas von ihm oder den Umständen seines Verschwindens gehört.
Wenn es ihnen vorher nicht gut gegangen ist, beginnt jetzt eine harte Zeit voll Hunger und Angst. Ashtar ist auf sich allein gestellt, versucht ihre zwei Kinder und sich irgendwie zu versorgen. Von der Familie erhält sie keine Unterstützung, alle kämpfen ums Überleben, viele sind gegangen.
Die kleine Familie zieht von Ort zu Ort, auf der Suche nach Arbeit für die Mutter. Lebt in Kirkuk und kommt immer wieder nach Bagdad zurück, in der Hoffnung, dass es in der großen Stadt einfacher geht. Irgendwann wird klar: Das ist nicht so und wird sich auch nicht bessern. Ashtar geht mit den Kindern in die Türkei. Sie lernen Türkisch, versuchen anzukommen. Aber die Gelegenheitsarbeiten, die Ashtar übernimmt, reichen nicht aus, vor allem nicht, damit die Kinder in die Schule gehen können und eine bessere Zukunft haben können.
Es dauert viele Jahre, bis Ashtar das Geld zusammengespart hat, um weiterzuziehen. Sie schließt sich einer Gruppe an und schafft es nach Samos. Die mittlerweile erwachsenen Kinder kommen nicht mit ihr, bleiben letztlich in der Türkei.
Ein und ein halbes Jahr muss sie allein im Camp leben, bis sie es verlassen darf. Trifft auf Space-Eye Hellas und Uschi und zieht mit einer anderen, alleinstehenden Frau in ein Studio von Space-Eye.
Ashtar plagt sich mit gesundheitlichen Problemen, sie wirkt unglücklich. Sie sagt, sie wünsche sich nichts sehnlicher, als anzukommen. In einem Land, wo sie bleiben kann. Deutschland, sagt sie, vielleicht.
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