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Asmaa ist eine junge Frau, eine sehr junge Frau sogar – sie ist nicht mal 20 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie – Ehemann, Sohn mit zwei Jahren und Tochter, acht Monate – von Uschi Wohlgefahrt Braun ins Housing-Projekt aufgenommen wird. Es ist ein Samstagabend, als Uschi, Gründerin von Space-Eye-Hellas, einen Anruf erhält: Zwei Erwachsene mit zwei Babys stünden auf einer Verkehrsinsel auf Samos Stadt und wirkten völlig orientierungslos.
Es ist also ein Samstagabend im Oktober und es ist nicht sehr warm. Die Familie, die aus dem Gaza-Streifen geflohen ist, hat einen positiven Entscheid zum Asylantrag bekommen. Wie viele Flüchtlinge aus Palästina mussten sie zum Glück nicht lange auf diese Entscheidung warten, nur ein paar Monate im Camp. Aber nun heißt es, auf die Papiere warten. Und das außerhalb des Camps.
Uschi fährt zur Verkehrsinsel und findet die Situation, wie vom Anrufer beschrieben. Der Vater sagt, er könne eine Wohnung bezahlen, er könne nur keine finden. Das Camp hätten sie verlassen müssen, denn sie seien jetzt ja anerkannte Flüchtlinge und sie könnten dorthin auch nicht zurück. Seitdem leben sie in einer Unterkunft von Space-Eye-Hellas auf Samos und erhalten Unterstützung zum Lebensunterhalt. Denn, ob sie sich wirklich selbst versorgen können, bezweifelt Uschi, nachdem sie sie näher kennengelernt hat.
Asmaa ist schwanger, das dritte Mal. Sie freut sich sehr auf das Baby, erzählt von den ersten beiden Schwangerschaften und dass sie gut verlaufen seien. Sie spielt mit den Kindern auf dem Boden des kleinen, einfachen Hauses, das ein Zimmer, eine Küche, ein Bad hat. Sie wirkt selbst wie ein junges Mädchen, wie sie so zierlich neben den beiden Kleinkindern sitzt und ihnen leise Sätze zuflüstert. Ihr Sohn lacht, er freut sich, dass Besuch gekommen ist, möchte am liebsten vor Energie platzen. Die Tochter wirkt sehr klein für ihre mittlerweile zehn Monate, große Augen im kleinen Gesichtchen.
Im Gaza-Streifen hätte es keine Zukunft gegeben. Sie sagt, sie hätten gewartet, bis die Kleine eine Chance auf Überleben auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer gehabt hätte und seien dann sofort los. Bomben und Schüsse, sagt sie, Tag und Nacht.
Für uns in der westlichen Welt ist es schwierig, den Überblick über den Konflikt im Gaza-Streifen zu behalten. Was wir vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) wissen, ist, dass Menschen, die im Gaza-Streifen und im Westjordanland leben, werden trotz ihrer Zugehörigkeit zu den Palästinensischen Autonomiegebieten bis heute als Flüchtlinge geführt werden und zumeist faktisch staatenlos sind. Im Unterschied zu Flüchtlingen in anderen Konflikten vererbt sich bei Palästinensern der Flüchtlingsstatus über Generationen. Sehr viele Menschen sind in den vergangenen Jahrzehnten geflohen, vorwiegend in die Nachbarländer, aber auch nach Europa.
Wie viele Flüchtlinge ist Asmaa, wann immer möglich, in Kontakt mit der Familie in der früheren Heimat. Sie bekommt eine Sprachnachricht nach der anderen Informationen über die Situation vor Ort. Sie wirkt nervös, wie sie immer wieder zum Handy greift und die Nachrichten abhört. So, als sei sie nach wie vor dem Grauen direkt ausgesetzt.
Das Wetter ist mild, es ist ein schöner Samstag, als wir sie besuchen. Ob wir spazieren gehen, wollten mit den Kindern, fragen wir sie. Sie sagt, sie verlasse das Haus nur, wenn es nicht anders ginge. Wohin soll sie auch, sagt sie, sie sei hier in Sicherheit und draußen kenne sie niemanden.
Wie es für sie weitergehen solle, nach dem Warten auf die Ausweise, die das Verlassen der Insel ermöglichen. Sie antwortet, sie habe ein klares Ziel: Belgien! Warum Belgien, fragen wir, ob sie dort Verwandte oder Freunde hätte? Nein, das hier sei jetzt ihre einzige Familie, antwortet sie und zeigt auf die Kinder und ihren Mann. Aber Belgien, hätte sie von anderen Flüchtlingen gehört, sei ein gutes Land, um ein Kind zur Welt zu bringen und großzuziehen. Inshallah, sagt sie.
Eines Tages ist sie abgereist, mit der ganzen Familie. Viel Glück im neuen Leben, Aasma!