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Von Eva Höschl

Elias sitzt zusammen mit Marie-Thérèse und mir in seiner zukünftigen Bäckerei nahe der Armenisch-Katholischen Kirche im Athener Stadtteil Neos Kosmos. Marie-Thérèse übernimmt freundlicherweise wieder die Übersetzung – welch ein Glück, dass sie fünf Sprachen spricht, unter anderem auch arabisch.

Elias ist 22 Jahre alt und ein freundlicher, zurückhaltender junger Mann. Er wuchs mit seiner Familie in Syrien auf, in der Stadt Suqaylibīyah, die sich in der Region Hama befindet. Gerne erinnert er sich an seine schöne Kindheit zurück; es fehlte ihm an nichts und seine Eltern kümmerten sich gut um ihn und seine Geschwister George und Lucie. Als kleiner Junge spielte er am liebsten zusammen mit seinen Freunden Murmeln, später dann Fußball.

Im September 2019 beschloss Elias, aus Syrien zu fliehen. Wäre er in seiner Heimat geblieben, wäre er zum Militärdienst eingezogen worden. In Syrien ist nie klar, wie lange der Militärdienst dauert – es können fünf, sechs, sieben oder auch zehn Jahre sein, erzählt er. Die politische Situation im Land war und ist sehr schwierig, und bei Militäreinsätzen werden Christen wie Elias an die Front geschickt, sozusagen als „Kanonenfutter“ in die ersten Reihen. Gemeinsam mit einem anderen jungen Mann aus dem Dorf floh er im gleichen Monat. Seine Fluchtroute führte ihn zuerst nach Arbil im Iran, weiter nach Bodrum in der Türkei, auf die griechische Insel Kos und schließlich als Bootsflüchtling nach Athen. Dort kam er am 16. Oktober 2019 an.

Zusammen mit fünf anderen Geflüchteten wohnte Elias in einem von den Schmugglern organisierten Apartment. Es gab wenig Platz für die sechs Männer: gegessen wurde in Etappen, da es nur einen kleinen Tisch für drei Personen gab und jeder Geflüchtete erhielt nur einmal am Tag eine Fertigsuppe zum Essen.

Mit seinen Eltern war Elias die ganze Zeit über in Kontakt, von den schwierigen Bedingungen jedoch erfuhren sie nichts. Um sie nicht zu beunruhigen, schickte Elias Bilder von gefüllten Tellern, die er an anderen Orten fotografierte. Mit dem Geld, das die Schmuggler von Elias für seinen Lebensunterhalt erhalten hatten, setzten sie sich nach Holland ab. Nun war er also ohne Geld in einer fremden Stadt, in einem fremden Land, dessen Sprache er noch nicht mächtig war. Von Bekannten aus seiner Heimat hörte er vom Hilfsangebot der Armenisch-Katholischen Kirche in Athen. So machte er sich auf den Weg zu Monsignore Joseph und fragte, ob er einen Platz zum Schlafen für ihn habe. Monsignore Joseph, der sich in Athen intensiv um Geflüchtete kümmert, nahm Elias auf. Vom ersten Moment an fühlte sich Elias wohl dort. Endlich bekam er genug zu essen und hatte ein sicheres Dach über dem Kopf. Dankbar bot er Monsignore Joseph seine Hilfe an. Elias packte mit an, wo auch immer es etwas zu tun gab. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und schätzten sich gegenseitig. So kam es, dass Monsignore Joseph Elias nach einiger Zeit fragte, ob er sich nicht vorstellen könne, auf Dauer hier in Athen zu leben. Elias, der ursprünglich weiter nach Norwegen wollte, überlegte nicht lange. Er entschloss sich zu bleiben, hatte er doch hier so etwas wie eine zweite Heimat gefunden.

Brot backen war schon immer eine große Leidenschaft von Elias, insbesondere das Brot seiner Heimat. So konnte er sich vorstellen, in Athen eine Ausbildung zum Bäcker zu absolvieren. Doch eine Ausbildung kostet Geld. Deshalb nahmen Uschi und Monsignore Joseph Kontakt zu Space-Eye auf und baten um finanzielle Unterstützung. Space-Eye sagte zu und Elias konnte die sechsmonatige Ausbildung beginnen. Wie glücklich war er darüber! Inzwischen hat er seine Ausbildung zum Bäcker nahezu abgeschlossen und backt köstlich duftendes, leckeres Brot – wir durften davon kosten und waren begeistert!

Ich frage Elias nach seinen Wünschen für die Zukunft: Er wünscht sich, dass seine Eltern und seine Geschwister zu ihm nach Athen kommen können. Dann wäre die Familie wieder vereint und alle in Sicherheit.  Und noch einen Wunsch hat er: Seine zukünftige Bäckerei – die Papiere lassen noch auf sich warten – soll so gut laufen, dass er damit genügend Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen und wieder für sich selbst sorgen kann. Mögen seine Wünsche in Erfüllung gehen, wir drücken ihm von ganzem Herzen die Daumen!