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Anis (17): Brief aus Moria. Vorgelesen von Michael Buschheuer und Georg Scharfenberg

Das 17-jährige afghanische Mädchen hat einen Brief an das #Refugeebook von Space-Eye geschickt. Michael Buschheuer und Prof. Georg Scharfenberg lesen ihn auf Regensburger Plätzen vor. (Übersetzung aus dem englischen Original: Hans-Peter Buschheuer) Mehr erfahren auf: https://space-eye.org/nothilfe-moria

Anis (17) aus Afghanistan hat einen Brief an das #RefugeeBook von Space-Eye geschrieben. Sie hat uns gebeten, ihn zu veröffentlichen, was wir sehr gerne tun.

In dem Video verlesen Michael Buschheuer und Prof. Georg Scharfenberg Anis‘ Brief auf Regensburger Plätzen.

„Mein Name ist Anis, ich bin aus Afghanistan. Ein sehr schönes Land mit netten Leuten, die schon seit Jahren versuchen, ein gutes Leben und eine sichere Umgebung für ihre Kinder zu schaffen. Aber leider hat der Krieg dies verhindert.

Ich wollte mein Land nicht verlassen, denn Afghanistan ist mein Land, meine Heimat, meine Hoffnung. Aber leider ist das Leben in Afghanistan wirklich schwierig, weil es einen Krieg gibt, und viele schlechte Menschen, die alle töten. Sie töten Männer, schwangere Frauen, Kinder, unschuldige Menschen und sogar neugeborene Babys.

Ich denke, dass kein Herz in ihrem Körper schlägt.
Und wegen dieser Leute war ich gezwungen, mein Land zu verlassen, war ich gezwungen, meine Ausbildung zu beenden.
Ich musste meinem Traum begraben, zu lernen, in die Schule zu gehen und ein normales Leben wie jeder andere zu führen. Ich wollte später an die Universität gehen, einen Job beginnen.
Aber ich wollte nicht heiraten, weil ich ja erst zwölf Jahre alt war. Ich wollte meine Familie nicht verlieren und meine Mutter nicht weinen sehen.
Meine Reise
Zwei Jahre ist es her, dass ich in Griechenland bin. Ich verließ mein Land unfreiwillig, weil der Krieg wie ein Waldbrand über seine Bewohner gekommen ist, weil es keine Gerechtigkeit gibt und der Krieg zur Gewohnheit geworden ist. Ich begann eine Reise, ich überquerte Grenzen, Flüsse, Meere, Wälder – nur um Frieden, Sicherheit, Freiheit und Würde zu erreichen. Aber die Reise führte mich leider nicht zu dem, was ich suchte, sondern es wurde eine Reise der Unmenschlichkeit, eine Reise voller Rassismus, eine Reise voller Not, Kampf, Geduld und Diskriminierung.
Das Schlimmste von allem ist, ein Flüchtling in Griechenland zu sein, der eigentlich nur auf der Suche nach Freiheit, Sicherheit, Würde und einem besseren Leben ist. Das wird aber als ein Verbrechen gesehen.
Ich kam nach Griechenland, und ich dachte, ich wäre hier sicher, denn es gibt hier keinen Krieg. Doch nach und nach musste ich erkennen, dass ich als Flüchtling in Griechenland Dinge erlebe, die vielleicht nicht so schlimm sind wie der Krieg, doch mein Herz brechen.
Ich lebe hier mit meiner Familie in einem kleinen Container, wir sind sieben Personen. Das Leben ist extrem schwierig, aber der schwierigste Teil ist, dass zwei meiner Brüder krank sind und sich niemand um sie kümmert. Wir haben wie verrückt um Hilfe gefleht, doch es wird uns nicht geholfen. Die Ärzte sagten uns, dass wir auf das Festland gehen müssten, um ein Krankenhaus zu finden, damit die Kinder eine bessere Behandlung bekommen. Aber zweimal wurde unser Asylantrag abgelehnt, so dass wir nicht auf das Festland gehen können. Sie sagen, dass Leute, die abgelehnt wurden, in ihre Länder zurückgehen sollten. Doch eine Reise zurück bedeutet das Ende unseres Lebens.
Diese Leute wissen nicht, wie wir hierher gekommen sind, wie wir den Dschungel, die Berge und das dunkle Meer in der Nacht überquerten – nur um Frieden zu finden. Jeder verdient doch eine zweite Chance!
Meine Mutter hat jede Nacht Kopfschmerzen, weil sie um meine Brüder weint, sie ist ernsthaft um sie besorgt.
Vielleicht verstehen Sie jetzt nicht, wie schwer es ist, seine Mutter weinen zu sehen. Aber ich sage Ihnen: Das ist das traurigste und härteste Gefühl der Welt.
Aber selbst mit all diesen Problemen versuche ich immer noch positiv zu sein und so gut zu sein, wie ich kann.
Ich versuche, meine Zeit in einer guten Art und Weise zu verbringen, Also, ich werde zur Schule gehen, mein Lieblingsfach ist Mathematik, weil man bei Mathe lernt, dass es für alle Probleme eine Lösung gibt. Ich bin sicher, dass eines Tages alles in Ordnung sein wird. Ich spiele auch Fußball und ich bin ein Trainer im FutbolNet-Programm von Barcelona. Ich male gerne, denn ich kann Gesichter sehr gut zeichnen.
Ich habe viele Freunde aus verschiedenen Nationalitäten, sie sind aus Griechenland, Amerika, England, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Sie alle sind hier auf der Insel, wirklich gute Menschen und sie helfen uns Flüchtlingen in den Lagern.
In der Zukunft möchte ich ein guter Mensch werden, der Kinder zum Lächeln bringt, und anderen Menschen hilft. Für mich spielt es dabei keine Rolle, ob ich Ärztin oder Lehrerin oder was auch immer werde.
Ich wünsche mir, dass eines Tages Ruhe in der ganzen Welt herrscht, dann wird es keine Flüchtlinge mehr geben, Mütter werden ihre Kinder nicht verlieren, und die Kinder werden bei ihren Familien sein dürfen.
Allen, die diesen Brief lesen, möchte ich sagen, helfen Sie uns bitte, vielleicht sind Sie nicht Flüchtlinge wie wir, aber natürlich sind wir alle Menschen und Sie können uns verstehen, auch wenn Sie das alles so wie ich durchgemacht haben.
Bitte helfen Sie den Flüchtlingen, vor allem denjenigen, die wie wir in Lesbos leben, wie auch den Menschen in allen anderen Lagern in Griechenland.
Wir sind in einer sehr schlechten Situation in diesen Tagen. Die Faschisten kommen oft ins Lager und schlagen Flüchtlinge, zünden Flüchtlings-Zelte an. Sie wollen dass wir verschwinden, aber wohin können wir gehen, wenn es keinen Weg von der Insel weg gibt und die Grenzen geschlossen sind?
Wir haben uns diesem schrecklichen Zustand nicht ausgesucht, wir hatten einfach nicht die Wahl.
BITTE HELFEN SIE UNS, WEIL WIR NICHT NUR FLÜCHTLINGE sind, wir sind auch Menschen…“
Übersetzung aus dem Englischen: Hans-Peter Buschheuer)