2019 geht’s los: Space-Eye startet die Satelliten-Überwachung +++ It starts in 2019: Space-Eye launches satellite surveillance
Aktuelles von der Seenotrettung
Kriegsversehrte aus der Ukraine bei Space-Eye

Die Folgen des Ukrainekriegs spürt Yurij Sukhotin am eigenen Leib. Durch einen Raketenbeschuss wurde ihm der Arm weggerissen.

Ihor war auf dem Weg an die Front, als er in einen Hinterhalt geriet und beschossen wurde. Das Foto zeigt ihn verletzt nach dem Angriff.

Yurij Sukhotin beim Deutsch-Unterricht, den Space-Eye für ukrainische Flüchtlinge organisiert hat.

Ihor Zubritzskyi bei der Physiotherapie: Der 38-jährige Berufssoldat will, sobald es geht, zurück in die Ukraine zu seinen Kameraden.
Ukrainische Verwundete in Bayern: Den Krieg vor Augen
Verbrannte Gesichter, zerfetzte Arme und Beine: Seit Kriegsbeginn wurden und werden in bayerischen Krankenhäusern 87 ukrainische Verwundete behandelt. Doch auch nach dem Klinikaufenthalt sind die Betroffenen auf Hilfe angewiesen.
Von Sebastian Grosser (BR)
Kriegsverwundete in deutschen Krankenhäusern
Das Schicksal von Yurij Sukhotin teilen viele Soldaten, die derzeit in Deutschland behandelt werden. Allein in Regensburg sind es 13 Kriegsverletzte. Ein Teil davon wurde oder wird noch an der Regensburger Uniklinik behandelt. So auch Ihor Zubritzskyi. Er sitzt auf seinem Krankenbett in der Station für Unfallchirurgie. Es ist die letzte Visite, bevor der Soldat entlassen wird. “Im Moment sieht alles sehr gut aus. Die Wunden sind gut verheilt. Sie sind ja auch noch ein junger Mann. Das wird gut”, bewertet Chefarzt Volker Alt die Verletzung am Bein, ausgelöst durch einen Schuss. Ihor war auf dem Weg an die Front in der Nähe von Donezk, als er in einen Hinterhalt geriet und beschossen wurde. Neben seinem Bein wurde auch ein Benzinkanister getroffen. Ihor konnte aus dem Auto springen und sich in einen Graben retten, wo er mehrere Tage verbrachte, blutüberströmt und mit Verbrennungen im Gesicht.
Kriegsverletzungen: Wundinfektionen bis Amputationen
Die Wunden sind inzwischen gut verheilt. Nur um sein Kniegelenk muss Ihor noch eine Vorrichtung aus mehrere Stäben tragen, die das Gelenk in der richtigen Position hält. Nach seiner Ankunft in der Uniklinik war es den Ärzten vorerst wichtig, eine Infektion zu verhindern. Denn Wundinfektionen sind bei Kriegsverletzungen nicht selten, sagt Unfallchirurg Alt. “Das Perfide daran ist, dass durch Projektile oder Granatsplitter Bakterien in den Körper eintreten, die dann schwere Wundinfektionen hervorrufen können. Unbehandelt führt das oft zu einer Blutvergiftung und im schlimmsten Fall bleibt als einzige Möglichkeit nur die Amputation.”
Ukrainische Kliniken: Mangel an Ressourcen
Wie langwierig die Behandlung einer Wundinfektion sein kann, sieht man ein paar Zimmer weiter. Hier lebt ein ukrainischer Soldat schon mehrere Monate. Der Mann, der bereits vor dem Ukraine-Krieg im Donbas gekämpft hat, hat zudem multiresistente Keime in seinem Körper. Nur mit Kittel und Handschuhen darf man den Raum betreten. Alt glaubt nicht, dass der Mann in der Ukraine unprofessionell behandelt wurde.
“Die ersten Operationen in den Krankenhäusern und von den Kollegen in der Ukraine sind chirurgisch sauber gemacht. Aber natürlich mit limitieren Ressourcen.” Prof. Volker Alt, Unfallchirurgie Uniklinik Regensburg
In Regensburg sei man auf solche Fälle spezialisiert. Eine Luxussituation, von der auch die ukrainischen Verwundeten profitieren sollen.
EU: Über 500 Patiententransporte aus Ukraine
Laut dem Bundesgesundheitsministerium hat Deutschland die meisten ukrainischen Kriegsverletzten aufgenommen. “Dabei wird nicht zwischen militärischen und zivilen Kriegsverletzten unterschieden“, so eine Pressesprecherin auf BR-Anfrage. Daher könne die genaue Anzahl der ukrainischen Soldaten, die sich in Deutschland und Bayern in Behandlung befinden, nicht beziffert werden. Das Bayerische Innenministerium spricht von über 500 ukrainischen Kriegsverletzten in Deutschland, 87 davon wurden in bayerischen Krankenhäusern aufgenommen. Ein Großteil der Kosten für den Transport übernimmt die Europäische Union. Die Kosten für Behandlung oder zum Beispiel für Prothesen in Deutschland werden seit Juni von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, sofern die Verwundeten bei der Ausländerbehörde registriert sind.
Nach Klinikaufenthalt: Hilfe für den Alltag gefragt
Zurück im Wohngebäude der Hilfsorganisation Space-Eye. In einem kleinen Raum im Erdgeschoss befinden sich zwei Tischreihen und eine Tafel, auf der verschiedene Gemüsesorten stehen. In der ersten Reihe sitzt Yurij Sukhotin. Der Berufssoldat versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Er hilft selbst neuen Flüchtlingen, erledigt Arbeiten, trotz seines Handicaps. Daneben nimmt er Deutsch-Unterricht, den Space-Eye für ukrainische Flüchtlinge organisiert hat. Im Nebenraum gibt es sogar ein Kinderzimmer, damit auch Mütter das Angebot wahrnehmen können, erklärt die ehrenamtliche Helferin Christiane Lederer.
“Der Krieg ist ein Angriff auf unsere Werte. Und daher war vom erstem Moment ein inneres Gefühl da: Ich muss hier was tun, was ich tun kann.” Christiane Lederer, Space-Eye Regensburg
Bei Space-Eye kümmert sich die 40-Jährige um die ukrainischen Flüchtlinge – neben ihrem Fulltime-Job. “Das Ganze ist schon ein Spannungsfeld, das alles mit Partnerschaft und Familie in Einklang zu bringen. Die Familie steckt da entsprechend zurück.” Doch der Angriffskrieg habe ihr keine Wahl gelassen.
Ehrenamtliche Helfer: Krieg kommt näher als gewollt
Wie bedeutend die Hilfe von Christiane Lederer für die ukrainischen Verwundeten und ihre Familien ist, zeigt sich in einem einzelnen Moment. Als sie die Drei-Zimmer-Wohnung der Familie Sukhotin betritt, stürmt Yurijs Tochter auf die 40-Jährige zu und klammert sich innig um ihren Hals. Das Mädchen wird Lederer während des ganzen Besuchs nicht mehr loslassen. Wie der Krieg auch Lederer nicht. Er ist ihr sehr nah. Helfer wie Lederer bekommen viel zu sehen, vor allem Fotos und Videos aus dem Krieg. Am Anfang sei das schon verstörend gewesen, sagt ein Übersetzer. “Aber man stumpft ab.” Inzwischen könne er die schrecklichsten Videos sehen und nebenbei sein Müsli essen.
Verwundete Soldaten: Zurück an die Front?
Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ist auch Ihor Zubritzskyi in dem Wohnkomplex am Rande der Regensburger Altstadt untergekommen. Christiane Lederer besucht ihn regelmäßig. Sie organisiert für ihn Arztbesuche oder die Physiotherapie, damit der 38-Jährige bald wieder ohne Krücken laufen kann. Ihor weiß die Hilfe sehr zu schätzen, auch wenn er sie nur so lang wie nötig in Anspruch nehmen möchte. Ihor will zurück in die Ukraine, zurück zu seinen Kameraden, die gerade in der Region Cherson kämpfen.
“Ich bin ihr Kommandeur. Selbst wenn ich hier bin, will ich ihnen helfen. Sie sind wie Brüder für mich.” Ihor Zubritzskyi, verwundeter ukrainischer Soldat
Mit seiner Hand streicht Ihor über sein Handy. Ein Video geht los. Darauf zu sehen sind er und seine Kameraden in einem Transporter. Ihor deutet auf ein, zwei Personen. “Tot. Gefallen.”
Brückenpreis

Am 17. Oktober 2022 wurde der Brückenpreis der Stadt Regensburg an Michael Buschheuer verliehen.
Video zur Verleihung am 17. Oktober 2022 (© Hans-Peter Buschheuer)
Rede von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer
(© Thomas Ratjen)
Laudatio von Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner
(© Thomas Ratjen)
Rede von Michael Buschheuer
(© Thomas Ratjen)
Judith – Das Leben ist nicht einfach
Von Eva Höschl
Marie-Thérèse, Khalief, Paul und ich besuchen Judith und ihre vier Kinder Winner, Benni, Gloria und Grace in ihrer kleinen Wohnung in Athen. Judith hat sich dazu bereit erklärt, mir ihre Geschichte zu erzählen. Währenddessen werden Paul und Khalief die gesamte Wohnung streichen, sie hat es dringend nötig. Um uns herum wuseln die Kinder, Khalief und Paul sind bereits in der Arbeit vertieft. Judith beginnt zu erzählen.
Judith wurde in einem kleinen Dorf in der Provinz Bangala, in der Demokratischen Republik Kongo, geboren. Mit fünf Jahren zog ihre Familie in die Hauptstadt Kinshasa. Ihre Mutter war die zweite Frau ihres Vaters, der insgesamt mit drei Frauen verheiratet war. Ihre Kindheit war sehr schwierig: ihre Mutter verließ die Familie und ging nach Angola. Kurz darauf starb ihr Vater, Judith war damals zehn Jahre alt. Die dritte Frau ihres Vaters nannte sie eine Hexe: deshalb sei ihr Vater gestorben und ihre Mutter weggezogen. Wenn man in Afrika als Hexe bezeichnet wird, wird man von allen gemieden. Judith wurde fortgeschickt. Sie beschloss, zu ihrer Großmutter zu gehen. Dort wurde sie wie eine Dienstmagd behandelt. Ihr Essen musste sie sich mit Arbeit verdienen. Manchmal durfte sie im Haus schlafen, oft jedoch musste Judith sich draußen einen Schlafplatz suchen.
Eines Nachts, Judith war dreizehn Jahre alt, übernachtete sie in einem Schulgebäude, das nicht verschlossen war. Während sie schlief, kamen zwei Kerle in das Gebäude und vergewaltigten sie. Ab diesem Zeitpunkt lebte sie auf der Straße – denn sie wusste, dass sie von ihrer Großmutter keine Hilfe erwarten konnte. Was sie nicht wusste: dass sie durch die Vergewaltigung schwanger wurde – mit 13 Jahren fehlte ihr dafür das Verständnis. Auf der Straße fand sie Anschluss an eine Gruppe Mädchen und junger Frauen. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt durch Prostitution. Um Essen und einen Schlafplatz zu bekommen, musste Judith sich ebenfalls prostituieren. Sie merkte, dass ihr Bauch größer wurde, dachte sich jedoch nichts dabei. Sie brachte ihren Sohn im Kreis der jungen Frauen zur Welt. Eine Woche später musste sie wieder als Prostituierte arbeiten. Deshalb gab sie ihr Baby zur Familie ihrer Großmutter.
Judith war als junges Mädchen sehr hübsch. Eine Organisation, die Modeschauen veranstaltete, wurde auf sie aufmerksam. So arbeitete Judith nebenbei immer wieder als Model. Bei einer Modeschau sah sie ein Mann, der Judith bereits von früher kannte. Er verliebte sich in Judith, suchte ihre Großmutter auf und bat um ihre Hand. Judiths Mutter und ihre Tante hatten den Kontakt zu Judith abgebrochen, als sie erfuhren, dass sie als Prostituierte arbeitet. So wusste ihre Mutter auch nichts von ihrem Sohn Chris (Chris ist mittlerweile zwanzig Jahre alt, hat studiert und sein Diplom erhalten und lebt bei seinen Freunden.)
Judith und Henry* (*Name geändert) heirateten und bekamen zwei Kinder. Henry kannte Judiths Geschichte und akzeptierte alles. Er holte Chris von der Großmutter zurück und Judith konnte zurück zur Schule gehen. Sie bekam ein Auto von ihrem Mann und die Familie hatte genug Geld für ihren Lebensunterhalt. Der Beginn ihrer Ehe war die glücklichste Zeit in Judiths bisherigem Leben. Als ihre Mutter in Angola erfuhr, dass Judith geheiratet hatte, ihr Mann „eine gute Partie ist“ und etwas Geld hat, nahm sie wieder Kontakt zu ihr auf. Judith war glücklich darüber, in dieser Zeit ihre Familie finanziell unterstützen zu können: die Brüder und Schwestern der anderen Ehefrauen ihres Vaters, die Cousins und Cousinen, ihre Mutter. Doch dann wurde ihr Mann sehr reich. Das veränderte ihn. Er sprach nicht mehr mit Judiths Freunden und auch sie selbst hatte plötzlich nicht mehr das Recht, in ihrem gemeinsamen Haus zu sprechen. Durch das Geld wurde Henry zum begehrten Mann. Er brachte andere Frauen mit nach Hause und schlief mit ihnen. Diese veränderte Situation war schwierig für Judith. Sie suchte eine Möglichkeit, so oft wie möglich außer Haus sein zu können. Sie eröffnete eine kleine Boutique und arbeitete viel. Dann heiratete ihr Mann eine andere Frau. Diese zog ebenfalls in das Haus ein. In Afrika haben Frauen keine Rechte und Männer dürfen alles tun, was sie möchten. Frauen sind von ihren Männern abhängig, sie selbst haben nichts. Das einzige Recht der Frau ist, alles zu unterstützen, was der Mann möchte. Judith versuchte, mit ihrem Mann über die Situation zu sprechen, keine Chance.
Eines Tages erhielt Judith einen Anruf aus Angola, dass ihre Mutter krank ist. Was war passiert? Es war im Dorf ihrer Mutter bekannt, dass Judith mit einem Mann verheiratet ist, der Geld hat. Die anderen Dorfbewohner waren neidisch darauf, dass die Familie von Judith finanziell unterstützt wird. Deshalb haben Dorfbewohner die Beine ihrer Mutter mit Säure verätzt. (Judith zeigt uns ein Video von ihrer schwer verletzten Mutter – man sieht die verätzten Beine.)
Ihre Familie bat Judith um Geld, um ihre Mutter im Krankenhaus behandeln lassen zu können. Doch sie selbst hatte nicht genug Geld und ihr Mann unterstützte sie nicht mehr. So verkaufte Judith einen Teil ihres Goldschmucks und schickte Geld nach Angola, um ihrer Mutter eine Klinikbehandlung zu ermöglichen. Doch das Geld kam nicht rechtzeitig an. Ihre Mutter starb auf dem Boden vor dem Krankenhaus. Die Zwillingsschwester ihrer Mutter lebte zu diesem Zeitpunkt in Paris. Sie hatte damals weder zu ihrer Mutter noch zu Judith selbst Kontakt. Von Freunden erfuhr sie vom Tod der Mutter. Sie nahm Kontakt zu Judith auf – Judith war sehr froh darüber. Ihre Tante beteiligte sich an den Beerdigungskosten.
Nach dem Tod ihrer Mutter sagte ihr Ehemann, sie sei tatsächlich eine Hexe. Zuerst habe sie ihren Vater getötet und jetzt auch noch ihre Mutter. Die Situation im Haus wurde unerträglich. Es gab ein Dienstmädchen im Haus. Das Dienstmädchen wurde entlassen und ihr Ehemann und seine zweite Frau entschieden, dass Judith nun ihre Arbeit zu übernehmen hatte. Judith wurde zum Dienstmädchen in ihrem eigenen Haus.
Sie entschied, ihren Mann zu verlassen, wusste jedoch nicht, wohin. Im Juni 2015, Benni war noch ein Baby, ging ihr Mann zur Arbeit. Seine zweite Frau ging ebenfalls außer Haus. Beide kamen nicht zurück. Drei Tage später kamen Männer zu ihr. Sie sagten, sie würden Henry suchen. Judith sagte, sie wüsste nicht, wo er sei. Er sei vor drei Tagen mit seiner anderen Ehefrau gegangen und bisher nicht zurückgekommen. Die Männer gingen, doch nach ein paar Tagen kamen sie zurück. In Afrika kommen Männer mit Macheten und können Dir Deine Füße abhacken, Deine Hände oder sogar Deinen Kopf. Sie können Deine Kinder rauben. Die Männer kamen also zurück. Sie sagten ihr, Henry habe viel Geld genommen. Wieder fragten sie, wo ihr Mann sei. Sie waren sehr aggressiv. Die Männer dachten, Judith wisse, wo ihr Ehemann sei, und würde es ihnen nicht verraten.
Sie kamen ein drittes Mal, in der Nacht. Es waren drei Männer, sie kamen, als sie schlief. Sie hämmerten an die Tür und riefen: „Öffne die Tür! Öffne die Tür!“ Sie schlugen die Glasscheibe der Tür ein, öffneten sie von innen und kamen ins Haus. Ihre beiden Kinder waren zu diesem Zeitpunkt im Haus, zudem die Kinder der anderen Frauen ihres Mannes. Die drei Männer tropften Säure auf Judiths rechten Unterarm. Immer wieder sagten sie, Judith solle sagen, wo ihr Mann sei. Erneut tropften sie Säure auf ihren Arm und schrien: „Rede!“, tropften Säure, schrien… (Judith zeigt uns die Narben auf ihrem Arm.) Judith erinnert sich noch sehr gut an das zischende Geräusch. Dann wurde sie von den drei Männern vergewaltigt, ein zweites Mal in ihrem Leben. Um Vier Uhr, Fünf Uhr in der Nacht sagten sie, sie werden nun ihren Mann selbst suchen. Wenn sie ihn nicht finden, kommen sie zurück und ermorden sie.
In diesem Moment beschloss Judith, das Land zu verlassen. Sie nahm Kontakt mit den Frauen auf, die sie damals als 13jährige aufgenommen hatten. Die Frauen wohnten mittlerweile in anderen Ländern, in Belgien, in Frankreich. Judith erzählte ihnen, was passiert war. Eine Freundin aus Belgien sagte ihr, sie solle ihre Kinder nehmen und in ihrem Haus in Kinshasa Schutz suchen. Das tat Judith. Nachdem sie mit ihren Kindern umgezogen war, verkaufte sie alles aus ihrem Laden und ihren gesamten Goldschmuck. Ihre Freundin gab ihr den Kontakt einer anderen Freundin in Marokko. Von ihr bekam Judith Tickets. Im Dezember 2015 floh sie mit ihren Kindern in die Türkei. Dort blieb sie ein paar Monate. Von ihrer Tante in Belgien bekam Judith Geld, um mit den Kindern weiter nach Griechenland fliehen zu können.
Im März 2016 kam Judith mit ihren Kindern in Griechenland an: auf Lesbos im Camp Moria. Bis Dezember 2016 lebten Judith, Winner und Benni im Camp. Von dort aus kam Judith mit den Kindern nach Athen. Es war nicht einfach dort. Sie schloss sich einer Gruppe Afrikaner an, die in einem Haus lebten. Doch Judith hatte Probleme, die Miete zu bezahlen – sie hatte kein Geld. Sie freundete sich mit dem Besitzer des Hauses an und begann, mit ihm auszugehen. Die beiden wurden ein Paar und Judith musste keine Miete mehr bezahlen. Sie wurde erneut schwanger. Zur gleichen Zeit zog eine andere Frau im Haus ein und ihr Freund ging auch mit dieser Frau aus. Judith merkte, dass er mit allen Frauen ausging, die in seinem Haus wohnten. Sie sprach mit ihm und erzählte, dass sie schwanger sei. Er meinte, Judith sei älter als die anderen Frauen, er wisse nicht, warum er noch mit ihr ausgehe. Es gäbe keine gemeinsame Zukunft für sie. In ihrer Not wandte sich Judith an einen langjährigen Freund, den sie noch aus ihrer Heimat kannte. Es ist ein guter Freund, der einzige wahre Freund.
Dieser Freund erzählte Judith von Hilfsorganisationen in Athen, die sie unterstützen können und stellte den Kontakt her. So bekam Judith die kleine Wohnung, in der sie nun mit ihren Kindern lebt: mit Winner (10), Benni (6) und den Zwillingen Gloria und Grace (2). Inzwischen hat sich Space-Eye für Judith und ihre Kinder eingesetzt. Space-Eye bezahlt die Miete, Strom und Heizung. Zudem erhält die Familie eine kleine monatliche Unterstützung für ihren Lebensunterhalt.
Alles, was Judith in ihrem Leben erlebt hat, seit ihrer Kindheit bis heute, gibt ihr die Kraft, für ihre Kinder so gut als möglich zu sorgen. Sie möchte keinesfalls, dass ihre Kinder das Leben haben, das sie selbst hatte. Ihnen soll es gut gehen. Judith wünscht sich für ihre Kinder eine gute Schule und eine gute Ausbildung, eine gute Kultur. Das ist ihr das Allerwichtigste. Wenn sie sich frei entscheiden dürfte, in einem Land zu leben, wäre es Belgien oder Deutschland.
Die Unterstützung, die Judith durch Space-Eye erfährt, die Wohnung, die finanzielle Unterstützung für ihren Lebensunterhalt, die Hilfe durch Marie-Thérèse, ist für Judith gleichbedeutend mit dem Beginn des Friedens in ihrem Leben. Vorher hatte sie immer die Sorge, wie sie Essen für ihre Kinder bekommt.
Judith hat sich geschworen, nie mehr mit einem Mann auszugehen. Auch wenn sie nur einen Euro bräuchte, und ein Mann würde ihr diesen Euro geben und dafür etwas von ihr erwarten, sie würde ablehnen. Hätte sie kein Geld, würde Judith das ihren Kindern erklären und sie würden es verstehen. Die Zwillinge würden es noch nicht verstehen, doch sie habe immer Spaghetti zuhause. Sie würde einfach Spaghetti machen, damit die Kinder etwas zu essen haben.
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