Die Geschichte von Kayra, ihrem Mann und ihren sieben Kindern
Von Ursula Wohlgefahrt
Ein Klingelton in meinem Telefon – eine neue Nachricht. Es ist Kayra, die mit ihrem Mann und ihren sieben Kindern nun in Athen ist. Sie sendet uns als Dankeschön Fotos von ihren Kindern mit dem Titel: „Shukran tschasilan mama Uschi, shukran!“ (Vielen Dank Mama Uschi, danke!). Space-Eye übernimmt nun die Miete für diese Familie in Athen, die auf die Pässe für die Weiterreise warten muss. Die ersten paar Nächte haben die neun ohne Schutz in einem Park in der griechischen Hauptstadt übernachtet, wie viele andere auch. Dann erhielt ich einen Hilferuf: „Mama Uschi, wir haben eine Wohnung gefunden. Kannst Du uns jetzt unterstützen? Wir schlafen in einem Park.“ Diese Bitte konnte ich nicht abschlagen, da ich für diese Familie auf Samos leider keine passende Wohnung gefunden hatte.
Bei meinen Besuchen mit einer anderen Organisation lernte ich Kayras Familie im Camp kennen. Die Familie wurde im Juni 2020 als Flüchtlinge anerkannt und lebt seither ohne Unterstützung. Wie die meisten hatten sie ein selbstgebasteltes Zelt mitten in diesem Elendshügel oberhalb der Stadt Samos. Ich konnte der Familie während ihrer Zeit im Camp nur Nothilfe geben. Wir blieben aber stets in Kontakt. Vor drei Wochen erhielten sie den Befehl von der Campleitung, ihr Zelt zu Räumen. Geblieben ist ihnen nur noch eine Decke und die persönlichen Gegenstände. Bis zu ihrer Abreise wurden sie von Freunden in einem andern Zelt aufgenommen.
Über den Landweg, über die Türkei ist die Familie nach Izmir gekommen. Dort hatte sie zum Glück bei ruhigem Wetter eine gute, ungestörte Fahrt nach Samos in einem kleineren Schlauchboot mit Außenbordmotor. Der Fahrpreis bei den Schmugglern für eine Person ist mindestens 1.200 Euro. Sie waren völlig eingequetscht zwischen den andern und konnten sich auf der ganzen Fahrt kaum bewegen.
„Uschi“
Ursula Wohlgefahrt lebt auf Samos und kümmert sich „hauptamtlich“ um gestrandete Flüchtlinge – Menschen, die zwar eine Anerkennung als Asylberechtigte haben, aber kein Geld, keine Unterkunft und keine Ausreisepapiere. Für Space-Eye betreibt „Uschi“ auf Samos ein Housing-Project, das inzwischen rund 90 Menschen Unterkunft bietet.
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