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Die Geschichte von Kayra, ihrem Mann und ihren sieben Kindern

Gestrandet auf Samos: Völlig mittellos lebte Kayras Familie auf der Insel. (Fotos: Ursula Wohlgefahrt)

Von Ursula Wohlgefahrt

Ein Klingelton in meinem Telefon – eine neue Nachricht. Es ist Kayra, die mit ihrem Mann und ihren sieben Kindern nun in Athen ist. Sie sendet uns als Dankeschön Fotos von ihren Kindern mit dem Titel: „Shukran tschasilan mama Uschi, shukran!“ (Vielen Dank Mama Uschi, danke!). Space-Eye übernimmt nun die Miete für diese Familie in Athen, die auf die Pässe für die Weiterreise warten muss. Die ersten paar Nächte haben die neun ohne Schutz in einem Park in der griechischen Hauptstadt übernachtet, wie viele andere auch. Dann erhielt ich einen Hilferuf: „Mama Uschi, wir haben eine Wohnung gefunden. Kannst Du uns jetzt unterstützen? Wir schlafen in einem Park.“  Diese Bitte konnte ich nicht abschlagen, da ich für diese Familie auf Samos leider keine passende Wohnung gefunden hatte.

Bei meinen Besuchen mit einer anderen Organisation lernte ich Kayras Familie im Camp kennen. Die Familie wurde im Juni 2020 als Flüchtlinge anerkannt und lebt seither ohne Unterstützung. Wie die meisten hatten sie ein selbstgebasteltes Zelt mitten in diesem Elendshügel oberhalb der Stadt Samos. Ich konnte der Familie während ihrer Zeit im Camp nur Nothilfe geben. Wir blieben aber stets in Kontakt. Vor drei Wochen erhielten sie den Befehl von der Campleitung, ihr Zelt zu Räumen. Geblieben ist ihnen nur noch eine Decke und die persönlichen Gegenstände. Bis zu ihrer Abreise wurden sie von Freunden in einem andern Zelt aufgenommen.

 

Kayras Mann arbeitete für die US-Streitkräfte

Die Familie stammt aus Kerbela, im Irak. Der Mann arbeitete von 2006 bis 2019 an der Vorbereitung für Standorte für die amerikanischen Koalitionsstreitkräfte. Er wurde in Kämpfe mit der Hisbollah und andern Gruppierungen verwickelt. Ein Auto mit einem Kind drin geriet dabei im 2019 versehentlich in Flammen. Er wurde der Täterschaft beschuldigt und musste fliehen.  Der Jäger wurde zum Gejagten.
 

Über den Landweg, über die Türkei ist die Familie nach Izmir gekommen. Dort hatte sie zum Glück bei ruhigem Wetter eine gute, ungestörte Fahrt nach Samos in einem kleineren Schlauchboot mit Außenbordmotor. Der Fahrpreis bei den Schmugglern für eine Person ist mindestens 1.200 Euro. Sie waren völlig eingequetscht zwischen den andern und konnten sich auf der ganzen Fahrt kaum bewegen.

In Athen. Wenigstens ein Dach über dem Kopf

Das Asylverfahren ging relativ rasch vonstatten. Es mag auch daran gelegen haben, dass der Mann für die amerikanischen Koalitionsstreitkräfte gearbeitet hatte. Sie hatten so große Hoffnung, dass sie gerade deswegen auch Hilfe bekämen. Doch ab Juni 2020 ist die Hilfe ausgefallen. Mit geliehenem Geld sind sie nun nach Athen gefahren, um die Formalitäten für ihre Pässe zu erfüllen und hoffen auf eine möglichst rasche Weiterreise nach Deutschland oder die Benelux-Staaten.

„Uschi“

Ursula Wohlgefahrt lebt auf Samos und kümmert sich „hauptamtlich“ um gestrandete Flüchtlinge – Menschen, die zwar eine Anerkennung als Asylberechtigte haben, aber kein Geld, keine Unterkunft und keine Ausreisepapiere. Für Space-Eye betreibt „Uschi“ auf Samos ein Housing-Project, das inzwischen rund 90 Menschen Unterkunft bietet.