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Fabiola, Fabiola… „Wir wollen mit“

Von Beatrix Szabo und Susanne Berndl (Text und Fotos)

Man kann gar nicht anders, als sie zu mögen. Fabiola Velasquez, Physiotherapeutin und Gründerin von Earth Medicine, wird von ihren Patienten im Lager „Moria 2.0“ sehnsüchtig erwartet.

Das neue Lager auf Lesbos liegt direkt am Meer – toll, könnte man denken. Das täuscht. Staubig und unendlich heiß im Sommer, im Winter nass und kalt, den Stürmen, die vom Meer kommen, schutzlos ausgeliefert. Zur Insel hin grenzt eine lange Mauer, umgeben von einem Maschendrahtzaun, der oben von einer Stacheldrahtrolle gekrönt wird, die Geflüchteten vom Rest der Bevölkerung ab. Polizei ist überall präsent, Scheinwerfer sorgen dafür, dass auch nachts jeder bleibt, wo er soll. Am Tor, das das Lager mit der Außenwelt verbindet, wird kontrolliert.

Auf den angelegten Schotterstraßen kreuzen unendlich viele Kinder auf dem Weg zur Schule, die außerhalb liegt und von „School of Hope“ betrieben wird, Fabiolas Weg. Auch ansonsten herrscht reger Betrieb überall. Fast alle kennen den blauen Wagen, winken und rufen „Fabiola, Fabiola“ nicht selten bildet sich eine Traube von Menschen um ihr Auto, die einsteigen wollen, Behandlung brauchen sie alle, aber natürlich sind die Kapazitäten begrenzt.

Im Auto, ein Transportbus speziell für Menschen mit (Geh)Behinderung, sitzt Khaled, von einer Bombe getroffen, auf seinem elektrischen Rollstuhl, er hat Schmerzen im ganzen Körper. Wie viele andere, die Fabiola abholt, um sie in ihrer Praxis zu behandeln, ist er nicht in der Lage, seine Beine zu nutzen, weil die Splitter der Bombe in seinem Kopf den Motorkortex verletzt haben. Er trainiert hart und mit viel Ehrgeiz, um irgendwann wieder auf eigenen Beinen stehen zu können, in jeder Hinsicht.

Andere Patientinnen und Patienten sind spastisch, durch Schüsse oder Granaten verletzt, nach Schlaganfall im Rollstuhl, gefoltert, haben Amputationen hinter sich.

Seit fünf Jahren behandelt Fabiola Patienten, früher mit ihren Medizin-Containern (gespendet von Space-Eye) im Lager Kara-Tepe, heute in ihrer Praxis in der Hauptstadt von Lesbos, Mytilini. „Es gibt keinen Platz für meine Container in diesem Lager, kein fließendes Wasser, keine WCs“. Sie wird wieder zurück ins Lager gehen, um zu behandeln, wenn diese Bedingungen für alle erfüllt werden. Denn sie wird gebraucht. Bis dahin fährt sie die Patienten hin und her.

Dafür werden übrigens immer wieder freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht: Wer sich bewerben will, auf der Website von Earth Medicine findet sich ein Überblick, wie man sich einbringen kann.